SCHWARZ IST DIE FARBE DER LIEBE.

 

Was man hier sehen kann:

Schwarz ist die Farbe der Liebe.
Denn es bewahrt, deckt zu, lässt zu Grunde gehen und neu entstehen.

Schwarz lässt uns neu sehen.
 Schwarz lässt uns Farbe schützen und Form.

Im Verborgenen wirken Farbe und Form weiter und Neues entsteht,
zart noch und doch schon so kräftig, dass es selbst bestehen kann.

Selten, dass sich Bilder so bewegen. Toll!

 

Andreas Luckner, Professor für Philosophie an der Universität Stuttgart. Leipzig, 2013.

SIEG ÜBER DIE SONNE

 

Aus dem künstlerischen Werk der Leipziger Malerin Simone Böhm treten vor allem ihre beeindruckenden Tafelbilder hervor.

Hier dominieren schwarze Hintergründe.

Monochrome Farbgebung, was liegt da näher als ein Verweis auf das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch.

Die Faszination für die singuläre Wirkung des vermeintlichen Nichts, der schwarzen Leere, der ewigen Dunkelheit

verlor auch ein Jahrhundert nach der Geburt des Suprematismus nicht an Dominanz und Faszination.

 

Black is beautiful oder close your eyes and see, auch die Parallelen zu den black paintings der New Yorker Schule um

Mark Rothko, Ad Reinhardt, Robert Rauschenberg und Frank Stella sind unübersehbar.

Als wäre die Farbe Schwarz eine ewige Herausforderung - verbunden mit dem Prozess der Transformation - ein Derivat

vom Sichtbaren zum Unsichtbaren, vom Materiellen zum Spirituellen, vom Bewussten zum Unbewussten.

Sehen in der Dunkelheit verändert die Wahrnehmung und konturiert die Umwelt.

Farbfeldmalerei sensibilisiert und entwickelt die Partizipation.

 

Simone Böhm erhöht dieses Phänomen, indem sie in ihren Tafelbildern homogen gefüllte Farbfelder durch

intuitive Fragmente unterbricht.

Marginale Veränderungen umfangen hart aufeinander treffende Farbunterschiede, feine Nuancen von Struktur und

Farbe fördern die Konzentration. Mit einer stark reduzierten Farbpalette gelingt es der Künstlerin, die Botschaften ihrer Bilder

zu verstärken und eine Selbstreflexion des Betrachters zu provozieren.

So kontrastiert eine bruchstückhafte Gegenständlichkeit mit verborgenen Schriftzügen, die primär nur skizzenhaft eine Zuordnung

finden, wie in „ordne, weile, sende“ oder „engel“, aber auch als imaginäre Zahlen eine phantasievolle Anbindung

durch den Rezipienten erwarten.

Die Aufmerksamkeit des Betrachters wird jedoch nicht allein durch eine einprägsame Farbgebung oder gar versteckte Botschaften

gebunden. Simone Böhm gelingt der Aufbau einer äußerst spannungsreichen Bilddynamik. Jedes Bild besitzt eine energetische

Ausrichtung, gleichsam einen unwiderruflichen Ausgang, einen anziehenden Pol.

Ausgelöst durch lineare Zielstrebigkeit in der Strichführung, gebündelte Strukturen oder angedeutete Pfeile werden der Blick,

die Handlung, das Phantasiekonstrukt behutsam aus dem Bild geführt. Ganz als würde energetisches Potential auch außerhalb

des Bildes gebunden und dem Betrachter ein eigenes assoziatives Feld erschlossen.

 

 

Dr. Antje Meißner, Kunstjournalistin. Leipzig 2012